Der Weg

Ganz persönlich:

“Wie kam es dazu, dass Du ein E-Mobil-Krimi geschrieben hast?”

“So oder ähnlich waren die Fragen, als ich den Roman geschrieben hatte. Also versuchte ich zurückzublicken, auf den Weg und auf die Ursprünge des Weges.

Für alle die es Interessiert, hier die Gedanken zum Weg:

Es fing im Frühjahr 2018 an, als ich mit dem Laptop am Spätnachmittag im Garten saß. Der erste Satz war damals schon “Bring mir noch einen Roten …”. Denn auch wenn die Sonne noch nicht so kräftig war, so war sie am frühen abend dennoch wärmend und ich saß tatsächlich mit einem Glas Rotwein im Garten. Und dieses Glas verbunden mit der Szene die sich in Gedanken vor mit auftat, ergaben diesen ersten Satz.
Und dann schrieb ich einfach mal drauf los.
Gedanken, Bilder, Szenen kamen mir in den Sinn. Am Abend hatte ich tatsächlich einige Seiten zusammen und war selbst überrascht. Mir wurde das erste mal deutlich, wie man mit Worten auch Bilder zeichnen konnte. Aber man ist ja schnell mal angetan von dem eigenen Prozess, also benötigte ich ein externes Urteil.
Und da meine Schwester ja wunderbare Romane und Bücher schreibt, war mein erster Schritt, ihr diese Seiten zu mailen. Und Ihr Kommentar am nächsten Tag war: “Unbedingt weiterschreiben”. Gut, vielleicht kein ganz objektives Urteil, aber ausreichend, um dran zu bleiben.
Frühjahr und Sommer waren 2018 perfekt um im Garten zu schreiben. Also Playlist rein und weiterschreiben. Jeden Tag ein paar Seiten – und – nach drei Monaten hielt ich ein Manuscript mit rund 200 Seiten in der Hand.
Der Weg dahin war natürlich recht chaotisch. Ständig verwechselte ich die Namen meiner Protagonisten, die Handlungen entwickelten oft eine Eigendynamik, die ich nur schwer in den Griff bekam, und der Schluss war so ganz anders, als ich anfangs gedacht hatte. Nach dieser Arbeit, wuchs meine Wertschätzung für alle die schreiben noch mehr.

Ich bin ja eher Grafiker und Künstler und da ist jeder Pinselstrich auf dem Papier so lange da bis ich ihn übermale. Beim Schreiben scheint das alles viel offener zu sein, die Figuren, Stimmungen, Farben und Empfindungen ändern sich ständig, selbst wenn sie mit den gleichen Worten formuliert wurden.
Der Weg zur Veröffentlichung nahm dann auch nochmal die gleiche Zeit in Anspruch. Mut, Selbstzweifel, Angst, Begeisterung, Zuspruch, Kritik – um nur ein paar Gefühlsschwankungen zu benennen, die mich auf dem Weg begleiteten, und immer wieder Menschen, die zur richtigen Zeit da waren um mir den Mut für den nächsten Schritt zu geben.
Die Hohe Nachfrage nach der Veröffentlichung überraschte mich daher umso mehr.

Aber es gibt eine zweite Frage, die mir oft gestellt wird:
Warum mache ich das überhaupt.

Ja, und da muss ich dann noch ein bisschen weiter ausholen.

Bereits in den 1990er Jahren war ich auf der Suche nach einem Elektroauto. Zu dieser Zeit brachte General Motors ein Elektroauto auf den Markt. Das Fahrzeug wurde trotz großem Käuferinteresse wieder vom Markt genommen. 2002 wurden die meisten dieser Autos (unter Protest) verschrottet obwohl sie noch voll funktionsfähig waren.
Das in den späten 90ern auf den Markt gebrachte TWIKE ging aus einer Studie von Studenten hervor. Anfangs in der Schweiz produziert, wurde es später in Deutschland gebaut.
Leider war der Kaufpreis zu hoch und auch die niedrige Bauhöhe des Fahrzeugs schien mir im Straßenverkehr zu unsicher.
Ich suchte noch intensiver nach Möglichkeiten, um endlich in die E-Mobilität einzusteigen. Ende der Neunziger erfuhr ich dann von einem Schweizer Elektroauto Namens SAM. Es hatte eine Höhe von ca. 1,60, drei Räder und zwei Plätze hintereinander. Doch an eines der ca. 80 Prototypen zu kommen war damals nicht möglich. Die Produktion wurde 2003 eingestellt. Dennoch kontaktierte ich die Schweizer SAM AG regelmäßig um zu erfragen, ob es nicht doch noch eines der Fahrzeuge gibt. Dann endlich wurde ich zur Vorpremiere des SAM ev II eingeladen, einem verbesserten Nachfolgemodell, das ende 2009 auf den Markt kam. Zusammen mit meinem Sohn fuhr ich früh morgens in die Schweiz um dort auf eine Indoor-Gokart-Bahn den SAM probezufahren. Und ich unterschrieb am gleichen Tag einen Kaufvertrag. Im Dezember 2019 bekam ich dann endlich mein Elektroauto, und damit auch eines der ersten SAM ev II.

2009 wäre ich daher fast schon zum Autohändler geworden. Ich wollte dazu beitragen, dass es endlich eine Mobilitätswende gibt. Die Hürden zum Autohändler waren dann aber doch zu hoch, und bin nur E-Auto-Fahrer geworden. Und ich versuchte seither Aufklärungsarbeit zu leisten und dank des eigenen Elektroautos entstanden auch unendlich viele Gespräche darüber.

Da ist nun mein aktueller Quereinstieg als Autor doch harmloser,” erläutert Schörle seinen Weg.

Die Intention dahinter ist, dass ich zum Umdenken anregen mächte. Nicht dogmatisch, nicht belehrend. Ich suchte daher nach anderen Möglichkeiten, zum Nachdenken anzurgen. Also warum dann nicht eine Geschichte über das E-Auto schreiben, schliesslich habe ich mit Verlag und Werbeagentur alles, was ich dazu benötige. So entstand 2017 eine 20-Seitige Geschichte für Kinder. Dabei wird unterhaltsam und informativ erzählt wie eine Familie ihr erstes Elektroauto kauft. Diese kleine Geschichte schaffte es die Diskussion über Elektroautos in der Familie anzuregen und zum Kauf beizutragen.

Da das gut funktioniert hatte, begann ich im Frühjahr weiter zu schreiben. Und so entstand der Kriminalroman “Hochspannung”.

Mein Ausgangspunkt ist dabei, wie kann ich das Thema Elektromobilität aus den Perspektiven unterschiedlicher Interessenslagen schildern. Und, ist wirklich alles so wie es scheint? oder ist der Schein eher das Bild für die Absicht, die dahinter steckt?

Mich würde es freuen, wenn ich mit dem Kriminalroman zur Unterhaltung beitragen kann und noch mehr, wenn ich damit ein paar Fragen zur Mobilität in der Zukunft aufwerfen könnte.

Dreh- und Angelpunkt meiner Arbeit ist die Kreativität. Und das bedeutet nicht in erster Linie Bilder zu malen, sondern bezieht sich auf alle Entscheidungen des Lebens:
Die Möglichkeit, neue Wege zuzulassen und vielleicht sogar zu gehen. In diesem Kontext ist auch der Krimi entstanden.”

Hajo Schörle
Grafik-Design, Verleger, Künstler …